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Lazarus Spengler-Edition

Editionsprojekt:

Seit November 1991 werden in Erlangen am Lehrstuhl für Neuere Kirchengeschichte (Prof. Dr. Berndt Hamm) die Schriften des Nürnberger Ratsschreibers Lazarus Spengler (1479-1534) ediert. Der hohe politische Beamte der Reichsstadt verkörpert das für die Reformation charakteristische Engagement der Laien und gilt durch die Verbindung von verwaltungstechnischer, juristischer, diplomatischer, humanistischer und theologischer Kompetenz als der Theologe unter den Politikern der Zeit. Als überzeugter Anhänger Martin Luthers versuchte Spengler in seinen Flugschriften, apologetischen Schriften, Briefen, Liedern, Gedichten etc. dessen Lehre zu verbreiten.

Angelegt ist die Edition auf vier Bände mit sämtlichen privaten und halbamtlichen Schriften Spenglers, die er als alleiniger Autor selbständig konzipierte und verfasste; unberücksichtigt bleiben dagegen die zahlreichen amtlichen Texte, die er nach den Vorgaben der Nürnberger Ratsherren niederschrieb. Bisher erschienen sind die Bände 1 und 2 in der vom Verein für Reformationsgeschichte herausgegebenen Reihe „Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte“ (QFRG 61, QFRG 70). Der gerade in Bearbeitung befindliche dritte Band wird ca. 70 Stücke aus dem Zeitraum Mai 1529 bis September 1530 umfassen und soll 2002 erscheinen. Durch den zeitlichen Rahmen vom Ende des Speyrer Reichstages bis zum Augsburger Reichstag sind bereits die großen Themen der zu editierenden apologetischen Schriften und des Briefwechsels mit seinem Straßburger Stadtschreiberkollegen Peter Butz, dem brandenburgischen Kanzler Georg Vogler, dem wittenbergischen Theologen Veit Dietrich und den Nürnberger Gesandten vorgegeben. In ihnen stehen v.a. die Verhandlungen der protestierenden Stände für ein gemeinsames Bündnis und das Verhalten auf dem Reichstag im Spannungsfeld zwischen Bekenntnis- und Kaisertreue im Mittelpunkt. Auch Spenglers Beschäftigung mit dem Kanonischen Recht gehört in diesen Zusammenhang zwischen Speyrer und Augsburger Reichstag, als den protestierenden Reichsständen rechtliche Verfolgung drohte. Seine Exzept-Sammlung „Kurzer Auszug aus dem päpstlichen Recht der Dekrete und Dekretalen“, die er Markgraf Georg von Brandenburg widmete, und seine Antworten auf die durch den „Kurzen Auszug“ auf altgläubiger Seite ausgelösten Kontroversschriften („Antwort auf das unwahrhafte Gedicht des Cochläus gegen den ‚Kurzen Auszug’“, „Verteidigung des ‚Kurzen Auszugs’ wider die Päpstler“) werden vom Umfang her fast die Hälfte des dritten Bandes einnehmen.

Der vierte Band, der voraussichtlich 93 Stücke aus dem Zeitraum von November 1530 bis kurz vor Spenglers Tod im September 1534 enthalten wird, soll dann die Edition der Schriften Lazarus Spenglers abschließen. Er bietet nur noch wenige umfangreiche Stücke, so etwa ein Gutachten zum Widerstandsrecht oder Gutachten zur Abendmahlsfrage oder die im Zusammenhang der Auseinandersetzungen mit dem Nürnberger Prediger Andreas Osiander stehenden Abhandlungen. Im wesentlichen wird dieser Band jedoch durch die umfangreiche Korrespondenz mit Georg Vogler, Veit Dietrich und anderen Personen (u.a. Konrad Rehlinger, Willibald Pirckheimer, Herzog Albrecht von Preußen) gefüllt.

Mitarbeiter:

Berndt Hamm, geb. 1945, Studium der Evangelischen Theologie in Heidelberg und Tübingen, Wissenschaftlicher Angestellter am Institut für Spätmittelalter und Reformation bzw. am SFB Spätmittelalter und Reformation der Universität Tübingen 1970-1984, Promotion zum Dr. theol. 1975, Habilitation für das Fach Kirchengeschichte 1981, seit 1984 Universitätsprofessor und Inhaber des Lehrstuhls für Historische Theologie (Neuere Kirchengeschichte) an der Theologischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg.

Gudrun Litz M.A., geb. 1967, Studium der Geschichte, Buch- und Bibliothekskunde, Kirchengeschichte und Kunstgeschichte in Erlangen, Berlin und Göttingen, 1993-1996 Stipendiatin im Graduiertenkolleg `Kirche und Gesellschaft im Hl. Röm. Reich im 15. und 16. Jh..’ in Göttingen: Promotionsvorhaben über die `Verlaufsformen reichsstädtischer Bilderstürme’, 1996/1997 Mitarbeit am Ausstellungsprojekt „600. Jahrestag des Großen Schwörbriefes“ des Stadtarchivs Ulm, seit 1996 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Historische Theologie (Neuere Kirchengeschichte).

Anschrift:

Universität Erlangen-Nürnberg
Theologische Fakultät
Institut für Historische Theologie
Lazarus Spengler-Edition
Kochstr. 6
D-91054 Erlangen

Telefon +49-(0)9131 / 85-22211
Fax +49-(0)9131 / 85-25758
E-Mail: gnlitz@theologie.uni-erlangen.de

Verzeichnis der Veröffentlichungen am Lehrstuhl zum thematischen Umfeld der Edition (1995-1999)

  • Lazarus Spengler Schriften, Band 1: Schriften der Jahre 1509 bis Juni 1525, hg. von Berndt Hamm und Wolfgang Huber, Gütersloh 1995 (QFRG 61)
  • Lazarus Spengler Schriften, Band 2: Schriften der Jahre September 1525 bis April 1529, hg. von Berndt Hamm, Wolfgang Huber und Gudrun Litz, Gütersloh 1999 (QFRG 70)
  • Hamm, Berndt: Ein Stadtschreiber als Theologe. Bürgerliche Religion und christlicher Glaube bei Lazarus Spengler (1479-1534), in: ders.: Bürgertum und Glaube. Konturen der städtischen Reformation, Göttingen 1996, S. 143-178
  • Hamm, Berndt: Lazarus Spengler als Rechtsdenker und Advokat der Reformation, in: Recht und Verfassung im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. I. Teil, hg. von Hartmut Boockmann, Ludger Grenzmann, Bernd Moeller und Martin Staehelin, Göttingen 1998, S. 230-257
  • Hamm, Berndt: Normative Zentrierung im 15. und 16. Jahrhundert. Beobachtungen zu Religiosität, Theologie und Ikonologie, in: ZHF 26 (1999), S. 163-202
  • Hamm, Berndt: Art.“Spengler, Lazarus“, in: TRE 31 (2000), S. 666-670
  • Hamm, Berndt: Die reformatorische Krise der sozialen Werte - drei Lösungsperspektiven zwischen Wahrheitseifer und Toleranz in den Jahren 1525 bis 1530, Vortrag im Historischen Kolleg München Mai 1999, erscheint 2001 in einem Sammelband des Histor. Kollegs, hg. von Thomas A. Brady Jr.
  • Huber, Wolfgang: Der Nürnberger Ratsschreiber Lazarus Spengler als Apologet der Reformation, in: ZBKG 66 (1997), S. 1-11
  • Huber, Wolfgang: Art. „Spengler, Lazarus“, in: DBE 9 (1998), S. 395