Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte

QFRG 74 - Conversio ad Ecclesiam Der Weg des Friedrich Staphylus zurück zur vortridentinischen Katholischen Kirche

U. Mennecke-Haustein, Gütersloh 2002, € 44,95

Friedrich Staphylus (1512-1564) gehört zu denjenigen Theologen der Reformationszeit aus der zweiten oder gar dritten Reihe, die meist nur den Spezialisten bekannt sind und denen oft abgesprochen wird, eigenständige Theologenpersönlichkeiten zu sein. Nicht ganz so verhält es sich mit dem Melanchthonschüler Staphylus, Theologieprofessor in Königsberg. Er wandte sich, durch die Auseinandersetzungen des osiandrischen Streits in kritischen Gedanken bestärkt, von der Reformation ab und der katholischen Kirche zu, seinen Berufsweg als Theologieprofessor in Ingolstadt beschließend. Mit diesem Schritt, in dem ihm bislang nur der stark vom Humanismus geprägte Georg Witzel vorausgegangen war, trat er ins Rampenlicht der Öffentlichkeit, indem er seinen Weg auch publizistisch verteidigte. Wegen dieser "Wende" in seinem Leben wird Staphylus interessant: durch seine kritische Auseinandersetzung mit dem evangelischen Glauben, die in der Konversion endet, und durch sein Konzept einer Verteidigung des katholischen Glaubens, das er, über Georg Witzel hinausgehend, in veränderter konfessioneller Situation, in der Mitte des Reformationsjahrhunderts, entwickelt. In dieser Arbeit werden diese Aspekte seines Lebens und Schreibens zum ersten mal ausführlich auf der Basis bisher nicht ausgewerteter oder unbekannter Quellen untersucht und dargestellt: seine Identität als evangelischer Theologe, der Prozeß der Irritation, der zunehmenden Zweifel und des Umdenkens im Verlauf seiner akademischen Königsberger Tätigkeit (wobei jeweils Fragen der Rechtfertigungslehre und der Bibelauslegung eine zentrale Rolle spielen), und schließlich seine publizistische Selbstverteidigung und Verteidigung des katholischen Glaubens. Einen neuen, positiven Stellenwert bekommt bei ihm das (von der Reformation als unbiblisch abgelehnte) Kirchenattribut der "Katholizität", durch die die überindividuelle Gesamtheit, Einheit und damit Gewissheit der Wahrheit in der katholischen Kirche erfassbar wird. Die evangelische Glaubenserkenntnis erscheint ihr gegenüber als bruchstückhaft, die Wahrheit subjektiv verzerrend, verunsichernd und letztlich im Meinungsstreit zerstörend. Staphylus richtete damit auch Anfragen an die entstehende evangelische Kirche. Er zwang sie, deutlicher zu machen, wie sie selbst als die legitime Repräsentantin der einen "wahren Kirche" verstanden werden könne, in der die Wahrheit des Evangelium zu allen Zeiten festgehalten und erkennbar gewesen ist.