Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte

QFRG 72 - Reichstag und Reformation. Kaiserliche und ständische Religionspolitik von den Anfängen der Causa Lutheri bis zum Nürnberger Religionsfrieden (1517-1532)

A. Kohnle, Gütersloh 2002, € 49,95

Während der ersten eineinhalb Jahrzehnte der Reformationszeit befaßten sich acht Reichstage mit der Religionsfrage: Worms (1521), Nürnberg (II und III, 1522-1524), Augsburg (1525/26), Speyer (I und II, 1526 und 1529), Augsburg (1530) und Regensburg (1532). Für den Gang der Reformation bedeutete jede dieser Versammlungen eine Weichenstellung von mehr oder weniger großer Tragweite, da die Reichsstände jeweils den Versuch unternahmen, die nahezu unkontrollierte Ausbreitung der neuen Lehre durch rechtliche Vereinbarungen für das ganze Reich zu steuern. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen nicht die theologischen Kontroversen der Zeit, sondern die politischen und rechtlichen Probleme, die sich aus ihnen ergaben. Die Arbeit verfolgt die Entwicklungen auf zwei Ebenen: Auf der Ebene des Reiches wird nach der Entstehung der Reichsabschiede und ihrer Kompromißformeln in den zwanziger Jahren gefragt; auf der territorialen Ebene geht es um die Rezeption und Wirkung dieser Entscheidungen und Formeln in den geistlichen und weltlichen Fürstentümern. Dabei wird deutlich, daß das Wormser Edikt Kaiser Karls V. von 1521 als Schlüsseltext zu betrachten ist, um den sich die religionspolitischen Auseinandersetzungen des folgenden Jahrzehnts im wesentlichen drehten. Erst mit dem Nürnberger Religionsfrieden von 1532 verließ der Kaiser die 1521 eingeschlagene Bahn, indem er auf den Vollzug des Edikts vorläufig verzichtete.